Dillenburger Kirchengemeinde trauert um Pfarrer Wolfgang Meyberg
Dillenburg-Kernstadt. Fast 30 Jahre lang war Wolfgang Meyberg evangelischer Pfarrer in Dillenburg. Von 1962 bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand 1991 hatte er die Pfarrstelle III inne, mit Dienstsitz in der Gartenstraße. Zu seinem Pfarrbezirk gehörten alle Evangelischen, die auf der linken Dillseite Richtung Frohnhausen, Manderbach und Eibach wohnten. Der Konfirmandenunterricht dieses Bezirks fand zumeist in der Rotebergschule statt. Seine Lehrverpflichtung als Religionslehrer leistete er am Dillenburger Gymnasium ab. Am 23. März schon ist er mit gerade 89 Jahren im Haus Elisabeth friedlich entschlafen. Wegen der besonderen Zeiten konnten wir noch nicht in großer Zahl von ihm Abschied nehmen.
Pfarrer Meyberg stammte aus Olbersleben in Thüringen. Wie sein langjähriger Kollege Klaus-Peter Mücke kam er auf Umwegen aus dem Osten in die junge hessen-nassauische Landeskirche und verbrachte seine ersten Dienstjahre in Frankfurt am Main. Mit Anfang 30 verschlug es ihn mit seiner Ehefrau in die Kleinstadt Dillenburg, der er sein ganzes Leben lang treu blieb, auch nachdem seine drei Söhne die Gegend verließen und seine Frau früh starb.
Meyberg war einerseits ein belesener und besonnener Theologe mit klaren Positionen, andererseits aber ein sehr zugewandter freundlicher Seelsorger, der in seinem Bezirk viele Besuche machte und mit den Menschen auch über seine Dienstzeit hinaus verbunden blieb. Viele Frauen aus seinem montäglichen Frauenkreis, den er über Jahrzehnte hinweg im Gemeindehaus am Zwingel abgehalten hat, erinnern sich an informative und lehrreiche Abende, aber auch an gesellige Stunden und schöne Ausflüge. Zu den pfarramtlichen Hauptaufgaben, besonders das Halten von Gottesdiensten, schreibt sein ehemaliger Vikar, Pfarrer Rainer Czekansky, über seinen Lehrpfarrer:
„Mit Pfarrer Wolfgang Meyberg verbinden sich zweieinhalb wichtige Jahre in meinem persönlichen und beruflichen Lebensweg. Bis heute bin ich Pfarrer Meyberg von ganzem Herzen dankbar, dass er mich auf diesem Wegstück begleitet hat. Ruhig, und besonnen, stets geduldig und trotzdem entschieden in der Sache, so habe ich ihn erlebt. Ich verdanke ihm viele wichtige Impulse für meinen Dienst: ‚Amen’ heißt: ‚Amen’! Es Gott also getrost zu überlassen, was aus der Botschaft eines Gottesdienstes wird und nicht noch irgendwelche gutgemeinten persönlichen Anmerkungen nachzuschieben. Oder: ‚Loslassen üben! Loslassen ist so viel schwieriger als Festhalten!’ Einsichten, die ich bis heute in mir trage und die mich geprägt haben. ‚Gottes Sache bleibt Gottes Sache!’ – so was muss einem gesagt werden, gerade als Pfarrer.“
Ehemalige Konfirmanden erinnern sich dankbar an schöne Konfi-Wochenenden in heimischen Jugendherbergen. Die jungen Leute in den 70er und 80er Jahren konnten ihren Pfarrer Meyberg alles fragen. „Bei Gottesdiensten und später auch privat gab es immer wieder schöne Begegnungen und bereichernde Gespräche, wir haben ihn sehr geschätzt. Gerne hat er mit uns Silberhochzeit gefeiert und einige schöne Geburtstage. Er war ein fröhlicher Mensch, aufmerksamer Zuhörer, gab auf Wunsch auch gerne Rat. Wir trauern um ihn!“, so stellvertretend für viele Gemeindeglieder der heutige Kirchenvorsteher Uli Ostendorf und seine Frau Gisela.
Pfarrer Meyberg gehörte in den fast 30 Jahren seines Ruhestands zum Dillenburger Stadtbild. Auch wenn es durch seine gebeugte Haltung immer mühsamer wurde, mischte er sich unter die Menschen. Die letzten Jahre verbrachte er im Haus Elisabeth, wo er ein gern gesehener Bewohner war und sich in aller Bescheidenheit mit den anderen an einen Tisch setzte. Er freute sich immer wieder über Besuch aus seiner Gemeinde. Man traf ihn auf seinem Zimmer oft lesend an. Am gesellschaftlichen und kirchlichen Zeitgeschehen nahm er bis zum Schluss regen Anteil.
Wann der Abschiedsgottesdienst und die Beisetzung auf dem Dillenburger Friedhof stattfinden können, steht noch nicht fest. Der Termin wird über die offizielle Traueranzeige der Familie rechtzeitig kommuniziert werden. Möge der treue Seelsorger schon lange schauen, was er geglaubt hat.
Die dankbare evangelische Kirchengemeinde Dillenburg.
Pfarrer Dr. Friedhelm Ackva