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Es bleibt ein Rätsel

Pressemiteilung, Evangelisches Dekanat an der Dill, H. J. Becker-von Wolff

Die Suche nach dem Grab von Graf Adolf von Nassau führt nach Norden

Wo wurde Graf Adolf von Nassau begraben? Auf diese Frage hat Lammert Doedens noch immer keine endgültige Antwort. Ein Grabfund in Oldenburg war eine heiße Spur. Ein DNA-Abgleich mit den sterblichen Überresten des Erbprinzen Heinrich August Wilhelm (1700–1718) aus Dillenburg ergab jedoch keine Übereinstimmung …
 
„Der Sarg von Graf Adolf von Nassau wurde nicht gefunden“, heißt es in einem Medienbericht, „die Überreste, die in einem Grab in Oldenburg gefunden wurden, stammen eindeutig nicht von Graf Adolf von Nassau, dem jüngeren Bruder Wilhelms von Oranien“. Das berichtet die niederländische TV-Sendung Blue Blood („Blaues Blut“) am Donnerstag, 16. April 2020.

Dillenburg war ein wichtiger Schritt

Auf Nachfrage teilt Dr. Lammert Doedens mit: „Es gibt leider keinen Match zu vermelden mit den mutmaßlichen Überresten aus Oldenburg. Die Suche nach Graf Adolf von Nassau geht also weiter. Wir suchen als Nächstes in Norden. Die Graböffnung in Dillenburg war dennoch ein wichtiger Schritt, weil wir erstmals DNA-Spuren von einem Nassauer haben und wir jetzt im Stande sind Vergleiche zu machen mit weiteren möglichen Personen“.  

Adolf von Nassau starb 1568 während der Schlacht von Heiligerlee. Es ist bislang nicht bekannt, wo er begraben liegt. Der Historiker Lammert Doedens vom Universitätsmuseum Groningen sucht seit Jahren  nach seiner letzten Ruhestätte und hoffte, sie in einem Grab in Oldenburg gefunden zu haben.

Die Schlussfolgerung, dass dies nicht Graf Adolf ist, kam mit einer vergleichenden DNA-Studie aus Dillenburg. Im Februar 2020 wurde zu diesem Zweck in der Evangelischen Stadtkirche Dillenberg der Sarg des Erbprinzens Heinrich August Wilhelm (1700–1718) geöffnet.
Die Öffnung des Sarges in Dillenburg wurde unter Aufsicht des Forschungsteams Dr. Lammert Doedens (im Auftrag des Universitätsmuseums Groningen) sowie Dr. Birgit Großkopf (Anthropologin des Johann-Friedrich-Blumenbach Instituts in Göttingen) von einer Spezialfirma durchgeführt. Die Proben selbst entnahm Dr. Großkopf. Das Ergebnis: Auch mit diesem entfernteren Familienmitglied konnte eine direkte Verwandtschaft zu dem Grabfund in Oldenburg nicht festgestellt werden. Norden wäre ein möglicher Ort.

Dr. Lammert Doedens und Dr. Birgit Großkopf nach der Probenentnahme in der Dillenburger Stadtkirche · ©Ch. Bahl

Obwohl Doedens etwas enttäuscht ist, wird die Suche nach dem Verbleib von Graf Adolf von Nassau weiter fortgeführt. „Wenn die Umstände es erlauben, werden wir in der Kirche in Norden weiter forschen“, sagt der Groninger Forscher. An diesem norddeutschen Ort befindet sich ein Grab einer unbekannten Person: „Das wusste ich schon vor zehn Jahren, aber dann kam die Option Oldenburg dazwischen. Nun soll es dorthin gehen“, erklärt Doedens. Gleichzeitig bot sich dem Historiker die Gelegenheit, das Heimarchiv der Adelsfamilie Kniphausen in Norden zu durchsuchen. „Die Menschen dort sind sehr begeistert und fragten sofort: Wann können Sie kommen?“, sagte Doedens. Aufgrund der Corona-Kontaktsperre dauert es allerdings noch eine Weile, bis Doedens nach Norden reisen kann.

Der Historiker möchte auch Briefe von Juliana van Stolberg, der Mutter von Adolf van Nassau, näher untersuchen. Möglicherweise gibt es dort noch Hinweise, die zur endgültigen Ruhestätte von Adolf von Nassau führen können. Demnächst soll ein Film über die Suche in Oldenburg und die Graböffnung in Dillenburg fertiggestellt sein.