Kleine  Geschichte  der  großen Glocken

Im Glockenstuhl unseres Kirchturms befinden sich drei große Stahlglocken, die 1918 dort ihren Platz fanden. Sie wurden als Ersatz für das alte Bronze-
Geläut gegossen, da die vorherigen Glocken im Ersten Weltkrieg abgegeben werden mussten. Eine weitere Bronze-Glocke aus dem Jahre 1485, die ebenfalls im Dillenburger Glockturm hing, wurde bereits 1906 nach Sechshelden verkauft. Diese Glocke hängt noch immer dort und steht wegen ihres sehr hohen Alters unter Denkmalschutz.
Die drei Stahlglocken (B-Glocke, Friedensglocke, Des-Glocke, Sterbeglocke und die Es-Glocke, Oranierglocke), die nun ersetzt werden sollen, wurden seinerzeit von Dillenburger Familien gestiftet (siehe dazu die Inschriften). Bei ihrer Anlieferung aus Bochum wurden sie wegen Übergewicht zur Adolfshütte umgeleitet. Dort standen stärkere Hebewerkzeuge, um die Glocken dann zur Kirche transportieren zu können.

Neben diesen drei Glocken befindet sich auch noch eine alte Bronzeglocke aus dem 16. Jahrhundert im Turm der Stadtkirche. Diese kostbare und mit 800 Kilogramm kleinste und leichteste F-Glocke wurde von Heinrich von Prüm an Ort und Stelle vor der Kirche gegossen. Von Prüm stammte aus der Glockengießerfamilie Wolf von Weinsfeld bei Trier, die in den Jahren 1461 bis 1587 eine bekannte Größe in diesem Metier war. Bei der Glockentaufe im Jahr 1510 waren Junggraf Wilhelm, der Reiche und seine erste Gemahlin Walburga von Egmond anwesend, auf deren Namen sie auch getauft wurde. Die Walpurgisglocke wurde einst als Feuerglocke verwendet.

Erwähnenswert ist noch, dass die Walpurgisglocke sich durch das langjährige, einseitige Anschlagen an der Anschlagsstelle erheblich abgenutzt hatte und bei der Erneuerung des Läutwerks um 90° zur Schwungrichtung werden musste. Und die Des-Glocke des neuen Geläutes musste bereits kurz nach ihrer Aufhängung 1918 aufgrund von tonverfälschenden Gussblasen ausgewechselt werden. Im September 1919 wurde diese neue Des-Glocke aufgehängt. (Quelle: H. L. Menz, Heimatblatt Nr. 21 Nov. 1929)

Ersetzt werden sollen die drei in die Jahre gekommenen Stahlglocken und der Klöppel der Walpurgisglocke, der ebenfalls aus Stahl ist und der es derzeit kräftig scheppern lässt. Sobald das Geld beisammen ist, werden die neuen Glocken gegossen werden und die Arbeiten beginnen. Über den Verbleib der alten Glocken wird noch diskutiert. Als sogenannte „Res sacra” (heilige Gerätschaften) wünschen wir uns, dass würdige Plätze zur Aufbewahrung gefunden werden können.

 

Einbringung einer der ursprünglichen Bronzeglocken. Später wurde diese Glocke mit einer weiteren Glocke für Kriegsgerät eingeschmolzen und nach dem Krieg durch die Stahlglocken ersetzt, die nach über 100 Jahren nun erneuert werden sollen.

 

 

 

Bilder aus den Dillenburger Blättern (Nr. 17, 8. Jahrgang 1991 zum 500-jährigen Jubiläum der Dillenburger Stadtkirche). Für die Einbringung in den Glockenturm musste das Schallfenster erweitert werden.

 

 

Das Läutewerk zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Elektrisch geläutet wird seit 1912.