Im Glockenstuhl unseres Kirchturms befanden sich drei große Stahlglocken, die 1918 dort ihren Platz fanden. Sie wurden als Ersatz für das alte Bronze-
Geläut gegossen, da die vorherigen Glocken im Ersten Weltkrieg abgegeben werden mussten. Eine weitere Bronze-Glocke aus dem Jahre 1485, die ebenfalls im Dillenburger Glockturm hing, wurde bereits 1906 nach Sechshelden verkauft. Diese Glocke hängt noch immer dort und steht wegen ihres sehr hohen Alters unter Denkmalschutz.
Die drei Stahlglocken (B-Glocke, Friedensglocke, Des-Glocke, Sterbeglocke und die Es-Glocke, Oranierglocke), die am 1. Dezember 2024 ersetzt wurden, wurden seinerzeit von Dillenburger Familien gestiftet (siehe dazu die Inschriften). Bei ihrer Anlieferung aus Bochum wurden sie wegen Übergewicht zur Adolfshütte umgeleitet. Dort standen stärkere Hebewerkzeuge, um die Glocken dann zur Kirche transportieren zu können.
Neben diesen drei Glocken und auch heute, neben den neuen Bronzeglocken, befindet sich auch noch eine alte Bronzeglocke aus dem 16. Jahrhundert im Turm der Stadtkirche. Diese kostbare und mit 800 Kilogramm kleinste und leichteste F-Glocke wurde von Heinrich von Prüm an Ort und Stelle vor der Kirche gegossen. Von Prüm stammte aus der Glockengießerfamilie Wolf von Weinsfeld bei Trier, die in den Jahren 1461 bis 1587 eine bekannte Größe in diesem Metier war. Bei der Glockentaufe im Jahr 1510 waren Junggraf Wilhelm, der Reiche und seine erste Gemahlin Walburga von Egmond anwesend, auf deren Namen sie auch getauft wurde. Die Walpurgisglocke wurde einst als Feuerglocke verwendet.
Erwähnenswert ist noch, dass die Walpurgisglocke sich durch das langjährige, einseitige Anschlagen an der Anschlagsstelle erheblich abgenutzt hatte und bei der Erneuerung des Läutwerks um 90° zur Schwungrichtung werden musste. Und die Des-Glocke des neuen Geläutes musste bereits kurz nach ihrer Aufhängung 1918 aufgrund von tonverfälschenden Gussblasen ausgewechselt werden. Im September 1919 wurde diese neue Des-Glocke aufgehängt. (Quelle: H. L. Menz, Heimatblatt Nr. 21 Nov. 1929)
Die Stahlglocken haben als sogenannte „Res sacra” (heilige Gerätschaften) würdige Plätze zur Aufbewahrung gefunden: Die große Friedensglocke ging über in den Besitz des Glockenmuseums Greifenstein und steht dort auf der „Krach” am Eingang zum Museum, die Sterbeglock verblieb im Besitz der Kirchengemeinde und steht im Krichhof der Ev. Stadtkirche. Die Oranienglocke wurde von unserer Kirchengemeinde der Stadt Dillenburg gestiftet. Sie wird in der Nähe des „Scharfen Ecks” auf dem Schlossberg, in Sichtweite unserer Kirche zur Besichtigung aufgestellt.


