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Neujahrsgruß

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor. 16,14) – das ist die Jahreslosung für das Jahr 2024. Die griechische Sprache (und das Neue Testament ist ja ursprünglich in Griechisch geschrieben) kennt mehrere Wörter für „Liebe“, wo wir im Deutschen nur EIN Wort für „Liebe“ haben: Es gibt im Griechischen ein Wort für Liebe, das heißt Eros:  Das ist die Liebe, die die Hormone zum Kochen bringt. Eros meint das natürliche Zueinander-Hingezogenwerden, das Aufeinander-Fliegen; Eros hat mit unserer Triebhaftigkeit, mit unseren Hormonen, mit Sexualität zu tun. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – im griechischen Urtext steht aber nicht „Eros“, sondern ein anderes Wort für „Liebe“, nämlich „Agape”. Und Agape ist kein hormonell-flatterhaftes Lieben, sondern vielmehr eine Einstellung: gegenüber Gott, gegenüber meinem Nächsten und gegenüber mir selbst. Agape ist die schenkende Liebe, unabhängig davon, ob meine aktuelle Gefühlslage dem entspricht oder nicht. 

Alles, was wir tun und lassen – es soll sein Vorzeichen durch die Agape-Liebe bekommen. Die Agape-Liebe ist es, die den Glauben davor bewahrt, gefährlich zu werden – sich selbst und anderen. Das gibt’s ja, dass der Glaube gefährlich wird, zu einer Waffe oder wenigstes zur Zündschnur an einem explosiven Fass. Die Liebe ist es, die die Hoffnung davor bewahrt, egoistisch zu werden oder elitär. Das gibt’s ja, dass meine Hoffnung nur mir gilt, nur meiner Familie, meiner Gemeinde, meinem Land. Hauptsache, wir kommen durch. Diese Agape-Liebe ist das Vorzeichen vor all unserem Tun und Lassen. Fehlt sie, wird auch das Richtige falsch. Ist sie da, kann auch aus dem Bösesten noch Gutes werden.

Was Liebe ist, das erfahren wir, wenn wir Gott kennenlernen.

Und noch etwas: Ich glaube, was Liebe ist, das wissen wir nicht aus uns selbst. „Ich liebe es“ sagen wir ja auch vom Wetter oder Kaffee, von der Landschaft oder McDonalds. Was Liebe ist, das erfahren wir, wenn wir Gott kennen lernen. Von Gottlernen heißt lieben lernen. Schon im Alten Testament wird uns von Gottes Liebe erzählt und das Neue Testament schäumt geradezu über von ihr bis dahin, das Johannes schreiben kann: „Gott ist Liebe!“ (1.Johannes 4,16) Und in Jesus zeigt Gott uns ihre abgründige Tiefe, die sich nicht erschüttern lässt. Was wäre ich ohne diese Liebe?

Wohl nicht viel und auf Dauer nichts. Aber was bin ich mit ihr? Ein Kind Gottes! Gottes Herzensanliegen!

Das ist der Boden, der nicht wankt, das Fundament, auf dem ich stehen kann, ein Zuspruch, der größer ist als alle Ansprüche, an denen ich scheitern kann. Die Liebe ist das Plus vor der Klammer, mag in ihr stehen, was will. In Sachen Liebe in Gottes Schule gehen heißt darum als Erstes, sich selbst als ein geliebtes Gotteskind zu begreifen. Gottes Liebe ist der Anfang. Sie stellt keine Bedingungen, sondern sie macht den Anfang. Und sie bleibt nicht ohne Folgen. Gottes Liebe entfacht Leben und Hoffnung, Gerechtigkeit und Wahrheit. Ohne Bedingung verschenkt Gott sie an uns. Und macht uns frei, damit seine Liebe nicht folgenlos bleibt. Bedingungslos lädt Gott uns ein – aus Liebe, weil Gott uns verändern will – durch seine Liebe. Damit dann auch wir diese Liebe an andere weitergeben:

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“

Alles Gute für das neue Jahr wünscht Ihnen und Euch Pfarrer Ralf Arnd Blecker

Foto: ©V.v.Wilendorf; Herzstein in unserer Stadtkirche