Heute ist der „Tag des Evangelisten Lukas“. In Haiger gibt es deswegen seit Jahrhunderten den Lukasmarkt Mitte Oktober. In diesem Jahr fällt alles aus. Aber trotzdem sollten wir Lukas, den Arzt nicht vergessen. Er ist der Evangelist, der uns die Weihnachtsgeschichte erzählt (Kap. 2). Sein besonderes Interesse gilt den Hirten und anderen kleinen Leuten. Die Kinder haben es ihm angetan, samt dem kleinen Zachäus (Kap. 19). Und die Frauen, die sonst wenig beachtet wurden. Bei ihm ist ausdrücklich von Nachfolgerinnen Jesu die Rede: Maria Magdalena, Johanna, und Susanna (Kap. 8). Er wusste, dass man ohne Frauen keine Kirche machen kann.
Nur Lukas erzählt im 10. Kapitel vom Barmherzigen Samariter. Als Mediziner wusste er, dass nicht nur 1. Hilfe wichtig ist, sondern manchmal auch 2. und 3. Hilfe. Dass wir nachhaltig und weitblickend füreinander sorgen sollten. Etwas, was in unseren Corona-Zeiten ganz wichtig ist.
Allein Lukas hat die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, vom verlorenen Groschen und dem verlorenen Sohn (Kap. 15). Ihm ist es ganz wichtig zu betonen, dass keiner verloren bleiben muss, sondern wiedergefunden werden kann: „Es wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der umkehrt!“ Umkehr zum guten Hirten, zum gnädigen Vater ist für ihn ein Fest!
Zu Ostern hat auch nur Lukas die Geschichte von den Emmaus-Jüngern (Kap. 24). Von den Zweien, die betrübt und frustriert unterwegs waren, weil so viele ihrer Hoffnungen gestorben zu sein schienen. Die passen vielleicht sehr gut zu uns heute mit unseren Enttäuschungen und Ängsten. Aber gerade in ihre Mitte mischt sich Jesus, der Auferstandene, der ihren schweren Weg begleitet. Und der ihnen die Augen öffnet für das, was sein musste und was werden wird. Davon sind die beiden so ergriffen, dass sie ihn nur noch bitten können: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt!“ Ohne Lukasmarkt lohnt es sich vielleicht gerade, heute im Lukas-Evangelium zu lesen.
Ihr Pfarrer Dr. Ackva
Bild: Leider leerer Marktplatz am Lukas-Tag 2020
©Otto Domes