Von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, Propstei Nord-Nassau
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Der Wechsel von einem Jahr zum anderen ist für mich so, als würde ich auf einer Türschwelle stehen. Ich weiß noch nicht, was mir hinter der Tür begegnen wird. Ich weiß nicht, ob ich willkommen geheißen oder ob ich Ablehnung erfahren werde.
Erfahrungen, vor einer neuen Situation zu stehen und nicht zu wissen, wie es weiter geht, kennen viele Menschen. So viele Menschen in dieser Welt sind auf der Flucht. Sie fliehen vor Krieg und Terror, vor Hunger, vor Klimaveränderungen oder vor einer Perspektivlosigkeit. „Wie werde ich empfangen?“, fragen sie sich. „Werde ich angenommen oder vielleicht doch abgewiesen?“ Wir haben die Bilder aus Afghanistan noch gut vor Augen. Menschen, die versuchten, mit dem letzten Flug das Land zu verlassen und abgewiesen wurden.
Die Corona-Pandemie und die Debatte, wie mit ungeimpften Menschen umgegangen wird, kennt auch viele Erfahrungen von Abweisung. Ein Restaurant- oder Konzertbesuch ohne Impf- oder Genesenennachweis war und ist vielerorts nicht mehr möglich. An vielen Türen erleben Menschen, dass sie abgewiesen werden. Lange Zeit waren die Türen der Schulen und Kindertagesstätten für unsere Kinder geschlossen. Auch sie haben deutliche Situationen der Abweisung erlebt. Es gab Zeiten, da waren für sie sogar die Türen ihrer Freunde und Freundinnen verschlossen.
Nun stehen wir vor einem neuen Jahr. Eine neue Türschwelle auf der wir stehen. Wie wird sich diese Tür öffnen? Wie wird sich die Pandemie entwickeln? Werden sich im Klimawandel Türen öffnen, die die Schöpfung bewahren? Wie wird die neue Regierung handeln? Werden sich Türen öffnen oder werden neue Abweisungen entstehen? Und in unserer Kirche gibt es auch neue Türen, vor denen wir stehen. Neue Kirchenvorstände haben ihre Arbeit begonnen. Neue Dekanatssynoden werden sich bilden. Und der Reformprozess ekhn2030 stellt uns vor neue Wege, die wir heute noch nicht alle kennen.
Die Jahreslosung für das neue Jahr 2022 verweist uns auf einen Zufluchtsort, dessen Türen nicht verschlossen werden. Jesus Christus ist der Zufluchtsort. Jesus weist niemanden ab, der zu ihm kommt.
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Jesus spricht diesen Satz zu den Menschen, die am Tag zuvor erlebt haben, wie 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist wurden. Sie sind Jesus gefolgt, weil sie weitere Zeichen sehen wollten. Sie bedrängen Jesus mit Fragen. Jesus antwortet ihnen: „Ich bin das Brot des Lebens. Kommt zu mir und ihr werdet Gott finden. Ihr werdet nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten. Und ihr werdet ein neues Leben bekommen, das stärker ist als der Tod.“
Die einzige Voraussetzung, die sie mitbringen müssen, ist Vertrauen und Glauben. Jesus versichert ihnen, dass er niemanden abweisen wird. Alle sind willkommen. Die Tür steht offen.
Dieses einladende Wort unserer Jahreslosung für das neue Jahr 2022 kann uns Mut machen. Egal vor welchen Türen wir stehen werden oder welche Situationen das neue Jahr bringen wird, Jesus wird uns nicht abweisen. Seine Tür steht offen in allen Situationen, die auf uns zukommen. Wenn wir den Glauben mitbringen, den Jesus von uns fordert, dann können wir voller Zuversicht und Hoffnung in das neue Jahr gehen. Bei Jesus finden wir Geborgenheit und ein Leben in tiefer Verbundenheit mit Gott. Wenn wir zu Jesus kommen, ist uns die Liebe Gottes sicher.
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr 2022, viel Zuversicht und einen Glauben, der uns bei Jesus Christus anklopfen lässt!
Herzliche Grüße,
Ihre Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer
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Illustration: Verlag am Birnbach – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen