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Ostern: das Fest des (Über-) Lebens

„Ostern ist das Gegenteil von Western. In einem Western sterben Menschen, an Ostern steht jemand vom Tod auf: Jesus Christus.“

– ein humoriges Sprachspiel, dass uns jedoch daran erinnert: Durch Ostern werden auch wir nicht für immer im Tod bleiben, wenn wir uns an diesen Jesus halten. Im Leben und im Sterben.
Am Osterfest 2022 fällt der Blick nach Osten schwer. Es geht dort in der Ukraine schlimmer zu als im schlimmsten „Wilden Weste(r)n“. Wir können gar nicht so richtig fröhlich werden und singen: „Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit“ (EG 100).
Wir erinnern uns: Die letzten beiden Osterfeste konnten wir wegen der Pandemie nicht so zusammenkommen, wie wir das gewohnt waren, weder in den Kirchen und Gemeinde- häusern noch privat. Wir haben zwar auch in Distanz, durch Anrufe und digital das Beste daraus gemacht. Aber wir sehnen uns doch nach Normalität. Wie schön hätte es dieses Jahr durch das Abklingen der Gefährlichkeit von Corona und die staatlichen Lockerungen werden können. – Wieder nix …
 
Ach! Gott sei es geklagt: Wir kommen kaum heraus aus der Karfreitags-Stimmung. Und wir werden – wenn wir ehrlich sind – den Ruf aus dem 22. Psalm nicht los, den Jesus am Kreuz auch auf den Lippen hatte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Viele in der Ukraine, auf der Flucht und an fremden Orten mögen dies für sich seufzen.
 
Dass sie sich doch nicht nur verlassen fühlen, dafür sind auch wir mit unserer diakonischen Hilfe gefragt. Es gibt in vielen Gemeinden unseres Dekanates und durch die Wohlfahrtsverbände wie das regionale Diakonische Werk an der Dill, die Caritas, das DRK u.a. viele Hilfs- und Beratungsangebote. Menschen haben ihre Herzen und Häuser und Geldbörsen geöffnet, um geflüchtete Menschen in unserer Region zu unterstützen. DANKE für alles! Wir sind dabei, diese unterschiedlichen Angebote auch zu vernetzen und die Informationen auszutauschen.
 
Mögen unsere geflüchten Menschen an Ostern ein Fest des Über-Lebens feiern können, auch angesichts des Krieges. Das orthodoxe Ostern ist in diesem Jahr eine Woche später, am 24. April. Hoffentlich hören wir dann ein deutliches „Friede sei mit Euch!“ aus dem Munde des Auferstandenen …


Allerorten sieht man die berühmte Zeichnung von Picasso: Die weiße Taube mit dem Ölzweig im Schnabel. Das ist ein Symbol des Friedens und des gemeinsamen Überlebens auf unserer einen Erde. Das Symbol bezieht sich auf die Sintflut-Geschichte am Anfang der Bibel (1. Mose 7-9). Noah ließ am Ende der vernichtenden Flut dreimal eine Taube von der Arche wegfliegen. Die erste kam zurück. Die zweite brachte ihm den Ölzweig als Signal: Es ragen wieder Bäume aus dem Wasser. Leben ist wiede trockenem Land. Die dritte Taube kam nicht wieder. Sie hatte schon einen Ort gefunden, an dem sie bleiben konnte (1. Mose 8,8-12). Diese weiße Taube, die man ja auch als Zeichen für den Heiligen Geist und Pfingsten kennt, passt mit ihrem Ölzweig auch gut zu Ostern als dem Fest des Über-Lebens für uns alle. 
In der Kirche und im Gemeindehaus gibt es nich reichlich Karten mit einer österlichen Friedenstaube. Man kann sie mit einem eigenen Satz zu Ostern Richtung Osten schicken. An Präsident Putin persönlich in Russisch adressiert. Auch wenn er sie wahrscheinlich nicht selbst bekommt, werden doch die Tausende von Karten aus unserer Region bei dem ein oder anderen auf dem Postweg Eindruck machen und vielleicht zum Nachdenken anregen …
 
Allen ein gesegnetes, hoffentlich doch frohes Osterfest!
Mit Grüßen aus dem Team im Zwingel,
Friedhelm Ackva, Pfr. und Ralf Arnd Blecker, Pfr.
 

Bilder:
Friedenstaube in der Hand: ©pexels, artem-podrez
Pablo Picasso, Taube mit Olivenzweig, 28. Dezember 1961, Courtesy Saint-Denis, Musée d’art et d’histoire und Irène Andréani: ©Succession Picasso/Bildrecht, Wien 2010